Nachdem das Lager, eine alte Lagerhalle, in Hermsdorf bereits 2015/16 als Notlösung für die Unterbringung geflüchteter Menschen geöffnet war, stand es die letzten Jahre leer. Seitdem wurden in Thüringen aufgrund gesunkener Zahlen geflüchteter Menschen kaum neue Kapazitäten zur Aufnahme geschaffen. Seit 2023 wird das Gebäude nun wieder als vermeintliche Übergangslösung genutzt, weil das Lager in Suhl überfüllt ist. Die Zustände in Hermsdorf sind teilweise noch schlechter als vor 8 Jahren. Das betrifft nicht nur die Belegungszahlen von bis zu 800 Menschen. Auch die „Essensversorgung“ mit teilweise verschimmeltem Essen und die medizinische Hilfe sind miserabel. Ärzt*innen werden nur gerufen, wenn mehrere Menschen erkrankt sind – „damit es sich lohnt”.

Die Menschen sind seit teilweise über 3 Monaten dort untergebracht und haben nahezu keine Privatsphäre. Bis zu 8 Menschen wohnen in „Zimmern“, die durch Bauzäune getrennt werden. Aus diesem Grund konnte sich im Lager vor einigen Wochen auch Krätze verbreiten. Sprachkurse oder die Möglichkeit zu arbeiten gibt es nicht, sodass die Menschen die meiste Zeit im Lager verbringen.

Außerhalb des Lagers gibt es kaum Solidarität. Jede Woche "spazieren" regelmäßig über 200 Menschen durch das Dorf, in dem nur knapp 6000 Menschen leben, und verbreiten dabei nicht mehr nur Verschwörungsmythen rund um Corona, sondern hetzen auf ekelhafte Weise auch gegen fliehende Menschen. Kurz vor der Wiedereröffnung des Lagers im Jahr 2023 überlegten sie auch vor das Gebäude zu ziehen. Abgehalten hat sie womöglich nur, dass das Gebäude am Ende des Industriegebiets liegt.

Die ehrenamtliche Unterstützung ist gegenüber 2015/16 eingebrochen. Einerseits schaffen es solidarische Menschen von außerhalb des Lagers nicht, Ehrenamt als Dauerzustand umzusetzen, andererseits verbreiten sich rassistische Stereotype immer stärker auch im Mainstream der Gesellschaft.

Wir fordern, dass diese unwürdigen Zustände beendet und die betroffenen Menschen menschenwürdig untergebracht werden!