08.04.2024 · News:Nienburger Polizei tötten Mensch in Psychologischer Notlage
Am Samstag tötete die Polizei in Nienburg den 46-jährigen Lamin Touray mit 8 Schüssen. Laut Recherchen der taz riefen die Freundin des Mannes und ein Freund den Notruf, da sie sich aufgrund einer psychischen Notlage Sorgen machten, ihr Freund sei eine Gefahr für sich selbst. Daraufhin erschien die Polizei, statt erhoffter medizinischer Hilfe.
In der Berichterstattung wurde die laut den Augenzeug*innen fälschliche Darstellung, der Mann habe die beiden mit einem Messer bedroht, größtenteils unkritisch verbreitet. Er habe das Messer laut ihren Aussagen der taz gegenüber erst bei Eintreffen der Polizei gezückt. Die Freundin von Touray beschreibt den Ablauf des Einsatzes so: „Statt zu helfen, haben sie ihn wie ein Tier im Wald erschossen“.
Gegen die 14 involvierten Beamt*innen wird nun wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Dafür zuständig sind Polizei und Staatsanwaltschaft Verden.
Der Flüchtlingsrat Niedersachsen @fluechtlingsrat_nds weist in einer Pressemitteilung darauf hin, dass in den vergangenen vier Jahren mindestens 5 Menschen mit Fluchtgeschichte im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen verstarben: Aman Alizada im August 2019 im Landkreis Stade, Mamadou Alpha Diallo im Juni 2020 im Landkreis Emsland, Qosay K. im März 2021 in Delmenhorst und Kamal I. im Oktober 2021 im Landkreis Stade. Am Neujahrestag 2023 starb ein Schwarzer Mensch, dessen Namen wir nicht kennen, im Polizeigewahrsam in Braunschweig. Mindestens drei der getöteten befanden sich zu ihrem Todeszeitpunkt in psychischen Notlagen, was auch den jeweiligen Beamt*innen bekannt war, da sie in allen drei Fällen zur Hilfe für die Betroffenen gerufen wurden.
Der Fall von Touray zeigt erneut wie gefährlich die Polizei für Menschen in psychischen Notlagen ist - insbesondere für migrantische oder migrantisierte Menschen. Wir fordern Aufklärung über die genauen Umstände des Einsatzes!