09.02.2024 · News:Haft statt Hilfe: Zwei Menschen in psych. Notlagen gegen ärztl. Rat zurück in Abschiebehaft

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CN: Suizid
In Glückstadt in Schleswig-Holstein gab es in diesem Jahr bereits mindestens zwei Fälle von Menschen die trotz akuter Suizidalität und gegen ärztlichen Rat aus dem Krankenhaus zurück in den dortigen Abschiebeknast gebracht wurden.

Im ersten bekannten Fall, über den die taz Ende Januar berichtete, zündete ein 22-jähriger in der Nacht des 5. Januars seine Zelle an, in der Absicht sich zu suizidieren. Als er bereits in Ohnmacht war, wurde er aus der Zelle gerettet und in ein Krankenhaus gebracht, wo seine körperlichen Verletzungen behandelt wurden. Im Arztbrief wurde der Person aufgrund seiner psychischen Situation eine stationäre psychiatrische Unterbringung empfohlen. Diese sei aber nicht möglich, da der Mensch dafür aus der Haft entlassen werden müsse.

Der Leiter des Abschiebeknasts leugnet den Suizidversuch. Der Betroffene wurde daraufhin in Glückstadt in einer Zelle ohne Möbel oder Tageslicht untergebracht, damit er sich bis zu seiner Abschiebung nicht verletzen könne. Als er am 08. Januar über Paris nach Marokko abgeschoben werden sollte, verletzte er sich selbst und leistete Widerstand, weswegen er gegen seinen Willen zurück nach Glückstadt gebracht wurde.

Laut Aussage von Jessica von der Abschiebehaftberatung Nord gab es am vergangenen Sonntag erneut einen Suizidversuch im Abschiebeknast Glückstadt. Auch bei diesem Fall wurde von medizinischer Seite zu einer stationären Aufnahme geraten. Die Abschiebebehörde aber ignorierte die Empfehlung.

Beide Fälle zeigen die Brutalität des deutschen Deportationssystems. Abschiebungen an sich sind bereits ein unfassbar brutaler Gewaltakt. Diese auch bei akuten gesundheitlichen Problemen durchsetzen zu wollen, steigert sie in ihrer Brutalität nur weiter. Deshalb fordern wir: Stop Deportation!

Bist du selbst in einer Krise? Die Telefonseelsorge ist eine öffentlich anerkannte Notfallinstanz bei psychischer Not, kostenfrei und anonym: 0800 / 111 0 111 , 0800 / 111 0 222 oder 116 123, die muslimische Telefonseelsorge erreichst du unter: 030 443 509 821