11.12.2023 · News:Gefährdete in Afghanistan werden im Stich gelassen: Personen auf deutscher Evakuationsliste brutal ermordet
Theoretisch existiert das Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan seit über einem Jahr. Dabei sollten besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan in Deutschland aufgenommen werden, geplant waren 1000 Aufnahmen pro Monat. Doch statt den zu erwartenden 12.000 Menschen wurden bis jetzt nicht einmal 1000 Personen evakuiert.
Afghanische Aktivist*innen von AfgActivistCollective machen auf den Fall des ehemaligen Staatsanwaltes Naqi Mohammad Taqi und seiner Schwester aufmerksam. Taqi und seine Familie standen auf einer der Evakuierungslisten des Bundes. Trotz akuter Bedrohung gegen ihn und seine Familie verzögerte sich die Evakuierung immer weiter, bis er und seine Schwester schließlich von den Taliban brutal ermordet wurden. Fälle wie dieser unterstreichen die Mängel im deutschen Evakuierungsprogramm. Eine weitere tödliche Schwachstelle des Aufnahmeprogramms: Der Tod des Hauptantragstellers führt zur Annullierung des Antrags, wodurch deren Familien ungeschützt bleiben.
Die prekäre Lage verfolgter Menschen in Afghanistan setzt sich fort, da sie nach wie vor systematischer Folter und Ermordung durch die Taliban ausgesetzt sind. Zynischerweise erhalten Mitglieder der Taliban Schengen-Visa, während afghanische Asylsuchende an den europäischen Grenzen sterben.
Während sich die Lage in Afghanistan weiter verschärft und Zehntausende vorübergehend in Pakistan Schutz gefunden haben, warten tausende auf ihre Evakuierung. Die pakistanische Regierung hatte angekündigt, dass ab dem 1. November 2023 alle Afghan*innen (ca. 1.7 Millionen Menschen) ohne gültige Papiere das Land verlassen müssen. Davon sind 400.000 schon nach Afghanistan zurückgekehrt, das sich im kalten Winter mitten in einer Hungerkrise befinden. Zehntausende Afghan*innen sind von Zwangsabschiebung bedroht, obwohl sie in Afghanistan verfolgt werden und bereits eine Zusage von Deutschland erhalten haben.
Die Ignoranz Deutschlands gegenüber ihrer Verantwortung und den gefährdeten Menschen in Afghanistan muss endlich aufgelöst werden. Wir sagen Don’t Forget Afghanistan und fordern: Sichere Fluchtwege aus Afghanistan jetzt!