27.12.2023 · News:Zu Unrecht verurteilt zu 155 Jahren - Nach 2 Jahren in Haft endlich freigesprochen
Als der afghanische Staatsangehörige Younes sich im Herbst 2021 zusammen mit 152 Personen aufmachte von der Türkei aus nach Süditalien zu gelangen, war schon beim Ablegen klar, dass das blaue Holzboot in einem schlechten Zustand war.
Während der etwa drei Tage auf See, waren die Menschen im Laderaum eingesperrt und hatten keinen Zugang zu Essen und Trinken. Am dritten Tag, etwa 90 Seemeilen westlich von Kreta, fiel der Motor aus, und das Boot begann sich mit Wasser zu füllen. Erst 20 Stunden später kam das Tankschiff "Aristophanes" zufällig vorbei.
Am 24.09.2021 wurde das Boot dann von dem Tanker in den Hafen von Paleochora auf Kreta gebracht, wo die Hafenbehörde eine erste Untersuchung des Vorfalls durchführte. Daraufhin wurden zwei afghanische Staatsangehörige (darunter Younes) und ein kurdischer Staatsbürger als vermeintliche "Crewmitglieder" identifiziert. Ein türkischer Staatsangehöriger wurde als vermeintlicher "Kapitän" ausgemacht. Alle vier wurden wegen "unerlaubter Einreise anderer Personen" (Schmuggel), "Gefährdung von Menschenleben" und "Tod" angeklagt (Artikel 30 des Gesetzes 4251/2014 Absätze a,b,c).
Nachdem Younes in erster Instanz zu 155 Jahren Haft verurteilt worden war, fand am 7. Dezember 2023 auf Kreta ein Berufungsprozess statt, bei dem er nun nach über zwei Jahren Haft freigesprochen wurde.
Younes ist kein Einzelfall: Zahlreiche Migrant*innen wurden bereits verurteilt und für Jahre inhaftiert - obwohl sie lediglich versucht haben, sich und andere in Sicherheit zu bringen. Borderline Europe kann durch viele Studien zeigen, dass solche Anklagen seit Jahren systematisch gegen Migrant*innen eingesetzt werden. Damit muss endlich Schluss sein! Wir fordern ein Ende der Kriminalisierung von Flucht! Fight for Solidarity!