01.12.2021 · Pressemitteilung:Stuttgarter Aktionsbündnis für Menschenrechte und Flucht (SAMFT) lädt zu alternativer „Empfangsgala zur Innenministerkonferenz vor leeren Rängen" am 30.11.2021 ein
Vor dem Schauspielhaus Stuttgart wird es eine Bühne mit künstlerischem Programm geben. Davor werden 400 Stühle aufgereiht sein, die allerdings über die gesamte Veranstaltung leer bleiben werden.
Die leeren Stühle symbolisieren den Platz in der Gesellschaft, den wir für geflüchtete Menschen hätten, der ihnen aber durch politische Blockaden verwehrt bleibt.
Anlässlich der 215. Sitzung der Innenministerkonferenz, die vom 01.12.2021 bis zum 03.12.2021 in Stuttgart stattfinden wird, lädt das Stuttgarter Aktionsbündnis für Menschenrechte und Flucht (SAMFT), dem ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis angehört, zu einer „Empfangsgala vor leeren Rängen" ein. Diese wird am 30.11.2021 um 18 Uhr auf dem Platz vor dem Schauspielhaus beginnen. Es wird eine überdachte Bühne, inklusive Lichteffekte und Tontechnik geben, auf der ein zweistündiges Programm aufgeführt wird. Hierbei freuen wir uns auf vier namhafte Ensembles aus der klassischen Stuttgarter Musikszene. Das Programm wird vervollständigt durch Redebeiträge und Lesungen. Neben der Bühne wird eine Beamerprojektion mit Zahlen zur Situation Schutzsuchender zu sehen sein.
Vor der Bühne werden 400 Stühle aufgereiht sein, sodass sich das Bild einer Empfangsgala ergibt. Allerdings werden diese Stühle während der gesamten Veranstaltung leer bleiben. Die leeren Stühle stehen sinnbildlich für den Platz, den wir für geflüchtete Menschen in unserer Gesellschaft hätten, ihnen aber durch politische Blockaden und fehlenden Willen zu Helfen verwehrt bleibt. Dies gilt für Menschen, die aktuell gezwungen sind in den Lagern an den europäischen Außengrenzen, wie Kara Tepe auf Lesvos zu leben, für Menschen die an der Grenze zwischen Polen und Belarus lebensgefährliche Kälte aushalten müssen, für Menschen die in Libyschen Folterlagern täglich Gewalt ausgesetzt sind oder für diejenigen, die auf ihrer Flucht über das Mittelmeer oder über den Atlantik ertrunken sind. Mit diesem Bild appellieren wir an die Teilnehmer*innen der Innenministerkonferenz, dass sie sich auf der kommenden Konferenz für eine humane Migrations- und Asylpolitik einsetzen sollen. Deshalb werden zu der Veranstaltung auch die Teilnehmer*innen der Innenministerkonferenz eingeladen.
Jonas Gutknecht von der Seebrücke Stuttgart: „Es ist unerträglich, dass tausende Menschen vor den Toren Europas Leid erfahren müssen, dass wir uns kaum vorstellen können. Das Schlimme ist, dass diese Menschen in unserer Gesellschaft nicht gehört werden und so viele wegschauen, wenn europäische Politiker*innen Machtspielchen auf den Rücken Geflüchteter austragen. Mit der Aktion wollen wir den geflüchteten Menschen die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die sie verdienen, in der Hoffnung die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und zum Nachdenken zu bewegen."
Ronja Narr von der Seebrücke Stuttgart: „Wir wollen die Innenminister*innen daran erinnern, was für eine Verantwortung sie tragen - und dass es auch durchaus an ihrer Politik liegt, dass die Stühle heute leer bleiben. Es ist für mich unverständlich, wie beispielsweise ein Herr Strobl meint, ein politisches Zeichen setzen zu müssen, indem er Geflüchtete an der polnisch-belarussischen Grenze nicht aufnehmen möchte. Ein Zeichen, dass bereits zum Erfrierungstod eines Kindes geführt hat."
Weiterführende Informationen, sowie Bildmaterial im Anschluss an die Aktion finden Sie unter folgendem Link: https://cloud.seebruecke.org/s/rLnEnsyR8t6rjEm
Wir bitten Sie in der Vorberichterstattung nicht zu erwähnen, dass die Stühle leer bleiben werden. Wir hoffen damit einen Überraschungseffekt bei den Passant*innen zu erwirken, und damit eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema herbeizuführen. Sollte schon im Voraus darüber berichtet werden, wäre dieser Effekt zunichte gemacht. Wir bitten um Ihr Verständnis.