22.02.2023 · Pressemitteilung:Seebrücke fordert: Sofortiger Abschiebestopp in das Erdbebengebiet
Während Nancy Faser und Annalena Baerbock das Erdbebengebiet besuchen, wurden gestern, am 21.02.23 zwei Menschen vom Hamburger Flughafen dorthin abgeschoben. Die Menschen waren zuvor im Abschiebegefängnis in Glückstadt inhaftiert.
Zwar argumentiert das Innenministerium SH, dass sie zurzeit keine Abschiebungen ins Erdbebengebiet durchführen, dafür schieben sie die betroffenen Menschen allerdings nach Istanbul ab, wo sie wahrscheinlich nicht auf Unterstützungsstrukturen zurückgreifen können. Diese befinden sich meistens dort, wo Familie und Freund*innen wohnen, was für viele Menschen nicht Istanbul ist. Außerdem gibt es in Istanbul und weiteren Städten gerade keinen verfügbaren Wohnraum, weil viele Menschen durch das Erdbeben über 5 Millionen Menschen obdachlos geworden sind und nach Wohnungen suchen. Zudem wurden die zwei Menschen ohne finanzielle Mittel in der Nacht am Flughafen in Istanbul abgesetzt und alleine gelassen.
Leni Hintze von der Seebrücke: „Es ist einfach nur zynisch, dass Faser und Baerbock gerade durch das Erdbebengebiet reisen, Hilfe versprechen, sich sogar für ihre schnelle Visavergabe stark machen und dann einfach Menschen in die Türkei und nach Syrien abschieben."
„Das Innenministerium in Schleswig-Holstein verkündet, dass sie nicht ins Erdbebengebiet abschieben. Dafür schieben sie Menschen dann einfach willkürlich in andere Städte ab? Wo sollen Menschen ohne finanzielle Mittel denn hin, wenn sie keine Unterstützung vor Ort haben? Es ist doch klar, dass sie dann versuchen zu ihren Familien zu kommen, auch wenn die gerade um eine Feuertonne rumsitzen, weil sie durch das Erdbeben ihr Zuhause verloren haben. Das macht uns einfach nur wütend," so Maria Sonnek von der Seebrücke.
Leni Hintze: „Abschiebungen ins Erdbebengebiet müssen sofort gestoppt werden. Auch in die Türkei und Syrien dürfen momentan keine Abschiebungen stattfinden. Dies fordern wir ganz klar von der Bundesregierung und allen Landesregierungen! Allgemein sind Abschiebungen eine Praxis, die wir im 21 Jahrhundert endlich einmal überdenken sollten!"
Die Seebrücke ist eine breite zivilgesellschaftliche und antirassistische Bewegung, die sich für die zivile Seenotrettung, für sichere Fluchtwege und für die Aufnahme und das Bleiberecht von geflüchteten Menschen in Deutschland und der Europäischen Union einsetzt.