14.09.2023 · News:Psychoterror: Zahlen belegen Folgen deutscher Abschiebepolitik
CN: Suizid, Selbstverletzung
Regelmäßig stoßen Konservative und andere rechte bis rechtsextreme Akteur*innen rassistische und meist auf falsch interpretierten Zahlen beruhende Debatten um die Zahl ausreisepflichtiger Menschen in Deutschland an. Fast nie geht es dabei darum, wie die ständige Gefahr der Abschiebung auf Menschen wirkt. Selbst ohne konkrete Hinweise auf zeitnahe Abschiebung hat der Zustand der “Abschiebbarkeit”, in dem der Staat Menschen häufig über Jahre hält, ohne sie tatsächlich abzuschieben, gravierende gesundheitliche Folgen für Körper und Psyche.
Letzte Woche sprang in Eberswalde ein Mensch aus Angst vor einer Abschiebung nach Pakistan aus dem 5. Stock und überlebte schwer verletzt. Auslöser war Polizei vor seiner Tür, die tatsächlich aber nach seinem Mitbewohner suchte. Dieser Vorfall ist bei weitem kein Einzelfall. Die Antirassistische Initiative Berlin hat dokumentiert, dass zwischen 1993 und 2021 mindestens 415 Menschen angesichts einer drohenden Abschiebung Suizid begangen oder bei dem Versuch der Flucht starben. Mindestens 4914 Menschen verletzten sich aus Verzweiflung oder Panik vor der oder aus Protest gegen die Abschiebung oder überlebten einen Suizidversuch.
Diese Zahlen bilden nur die sichtbarsten und tödlichsten Folgen deutscher Abschiebepolitik für die Betroffenen ab. Doch auch die körperlichen und psychischen Folgen der ständigen Angst vor Abschiebungen, etwa Schlaf-, Angst- und posttraumatische Belastungsstörungen, sind gut erforscht. Deshalb ist klar: Diese Gewalt wird Menschen bewusst angetan! Dass die Ampel-Regierung gleichzeitig auch noch die Finanzierung der psychosozialen Beratungs- und Therapiestruktur für geflüchtete Menschen kürzen möchte, ist schlicht und einfach unmenschlich und verantwortungslos.
Wir sagen: Stoppt alle Abschiebungen, stoppt die Illegalisierung und Ausgrenzung von Menschen! Selbstbestimmte Bewegungsfreiheit für alle.