09.07.2021 · Pressemitteilung:Kommentar zu der Situation auf der Ocean Viking
572 aus Seenot gerettete Menschen befinden sich noch immer an Bord der Ocean Viking auf der Suche nach einem sicheren Hafen. Darunter sind Menschen, die schon über eine Woche an Bord des Schiffes sind und vorher drei Tage bei starker Hitze auf See verbracht haben. Viele der Menschen sind dehydriert und in einem körperlich schlechten Zustand. Die Essensrationen gehen zur Neige. Gestern Abend ist ein Mensch aus Verzweiflung über Bord gesprungen.
Julia Solbach von der Seebrücke: "Die Situation an Bord wird von Stunde zu Stunde unerträglicher. Die Menschen sind erschöpft und dehydriert, sie leiden unter Schlafmangel. Sie brauchen jetzt sofort einen sicheren Hafen, weil sich große Unsicherheit breit macht. Die Menschen sind so verzweifelt, dass sie sogar von Bord springen. Die europäischen Staaten müssen umgehend handeln!"
Leni Hintze von der Seebrücke: "Europa zeigt hier mal wieder sein wahres Gesicht. Dass dem Schiff nun seit über einer Woche trotz minütlich steigender Verzweiflung und der untragbaren Situation an Bord kein sicherer Hafen zugewiesen wird, zeigt mal wieder deutlich, dass die EU um jeden Preis auf Abschottung und Abschreckung setzt. Dass über 500 Menschenleben zum politischen Spielball gemacht werden, ist unbeschreiblich."
Maura Magni von der Seebrücke: "Die Crew der Ocean Viking hat ihre humanitäre Pflicht erfüllt. Nun müssen die europäischen Staaten ihrerseits ihren Pflichten nachkommen. Wir fordern die EU auf, der Ocean Viking unmittelbar einen sicheren Hafen zuzuweisen. Menschenrechte sind unverhandelbar. Das gilt sowohl für die Seenotrettung als auch für jedes menschliche Schicksal an Bord."